War ich dieses Jahr bereits Anfang Mai auf dem Niederhorn und konnte der >Balz der Birkhühner< zuschauen, so zog es mich während der Hirschbrunft Ende September wieder in diese Region.
Zu Zweit machen wir uns auf ins Berner Oberland und kommen am späten Nachmittag oben auf dem Niederhorn an. Wir beziehen zuerst die Zimmer im Berghaus, um kurz darauf schwer bepackt mit der Fotoausrüstung dem Kamm entlang zu laufen.
Bei schönstem Altweibersommer zeigten sich schon bald in den Felswänden die ersten Steinböcke, begleitet unten aus dem Justital von den Rufen der Hirsche.
Nachdem die letzte Gondel talwärts gegangen ist nimmt auch die Anzahl Wanderer ab und die Tiere zieht es auf die Weiden in der Höhe. Bei schönstem Abendlicht grast das Steinwild wenige Meter vor uns.
Die ersten Wanderer stehen um fünf auf und machen einen riesen Radau, ab da ist an Schlafen nicht mehr zu denken. Warum man sich in einem Berghaus um diese Zeit im Gang bei voller Lautstärke unterhalten muss entzieht sich meiner Kenntnis. Wir sind um zwanzig nach sechs draussen, noch lange vor Sonnenaufgang, und wandern Richtung Ebene mit den grossen "Pfützen" beim Punkt 1918 auf der Wanderkarte.
Das Schilthorn ist immerhin 20 Kilometer weg. Solange die Sonne hinter dem Horizont ist, ist die Sichtweite grandios und kein Dunst stört.
Da der Himmel bewölkt ist wechselt das Farbenspiel von komplett grau bis tiefrot im Minutentakt.
Beim Weiterwandern traversiert eine Gemse unseren Weg. Sie überrascht uns und es geht sehr schnell. Mir fehlt die Zeit um das RF 70-200 aus dem Rucksack rauszunehmen, ist das 600mm doch etwas zu lang.
Sie verschwindet schnell in der Felswand, um dort ungestört weiter zu fressen.
Am nächsten Hang fressen sich ein paar Alpenschneehühner durch die Preisel- und Heidelbeerensträucher.
Die Tiere sind schwer auszumachen wenn sie sich nicht bewegen, ihre Farbe und Muster tarnt sie hervorragend gegen die Moose und Flechten auf den Steinen.
Ohne Tele mit 1200 Millimeter (600mm plus 2-fach Konverter) Brennweite wäre kaum ein vernünftiges Foto möglich.
Ein Adler in der Nähe vertreibt nach kurzer Zeit leider einen Grossteil der Vögel, ohne das wir ihn vor die Kamera bekommen. Hier eine Aufnahme vom Nachmittag vom Justital hoch.
An der höchsten Stelle des Wanderweges treffen wir noch eine Steingeiss mit ihrem Kind an.
Nach dem Morgenessen im Berghotel fahren wir Richtung Mittenstation und fahren ins Justital in der Hoffnung, ein paar Hirsche zu sehen. Die Brunstzeit dauert rund sechs Wochen und ist während September und Oktober zu beobachten oder besser zu hören. Der Hirsch markiert durch lautes Röhren sein Revier.
Wir parkieren das Auto am Eingang des Tales und Wandern auf der Teerstrasse in Richtung Restaurant am Ende des Tales. Am warmen Nachmittag zeigen sich ein paar Hirschkühe weit weit weg, begleitet vom Röhren der Stiere aus dem Wald.
Nach dem späten z'Mittag geniessen wir den Mittagsschlaf im Halbschatten einer Wiese, um kurz nach fünf Uhr abends den Weg nochmals zu machen, und prombt zeigen sich auch die Hirsche ausserhalb der schützenden Bäume. Selbst mit dem Telekonverter zwischen dem EF 600 f/4 L IS und der EOS R5 sind die imposanten Tiere nur kleine Abbildungen auf dem Foto vor langweiliger Wiese.
Selbst mit einem 1.4-er Telekonverter braucht es noch eine Ausschnitts-Vergrösserung, zum Glück hat die Canon EOS R5 mit 45 Megapixeln genug Reserven. Hier ein 12-Ender auf mindestens 300 Meter Entfernung.
Die Lichtverhältnisse werden von Minute zu Minute schlechter, doch dank Einbeinstativ und Bildstabilisatoren gelingen auch diese Bilder noch.
Das Tal ist schon lange im Schatten der Berge und die Sonne kurz vor Untergang, da habe ich Glück und einer steigt einer Hirschkuh in der Nähe nach, wobei Nähe etwa 150 Meter bedeutet. Ich kann ein paar interessante Bilder von dem Tier machen.
Ich bin allerdings darauf angewiesen, dass sie stillstehen da die Zeiten der Kamera selbst bei ISO 12'800 bei einer 1/200 Sekunde bei einer Brennweite von 840mm sind.
Voller Eindrücke aus den anderthalb Tagen kehren wir in der Nacht wieder aus dem Berner Oberland zurück.
Da mich die Frage nicht loslässt, ob die Hirsche am Morgen in der Früh im Tal anzutreffen sind, fahre ich am Sonntag nochmals hoch und bin um sechs Uhr im Tal. Der Mond beleuchtet das Tal und die Hirsche unterlegen die Stimmung mit einer eindrucksvollen Klangkulisse.
Heute habe ich das Dreibein dabei da ich doch sehr lange Belichtungszeiten erwarte. Hier ein Bild bei Mondlicht.
Ich wandere bis zum Talende, doch es befindet sich kein Hirsch am Talgrund. Kurz nach Sonnenaufgang, die Strahlen der Sonne sind noch weit weg davon in das Tal zu dringen, sind Hirsche am Hang zu sehen.
Dank dem Dreibein sind Bilder möglich, braucht es doch bei 1200mm Brennweite eine Belichtungszeit von 1/13s, und dies bei ISO 12'800.
Die Hirsche sind gut 400 Meter weg, doch auf der westlichen Talseite kann man sie etwas freistellen und einen erwische ich auch vor einer herbstlich gefärbten Eiche.
Kurz vor elf Uhr kommen die Sonnenstrahlen doch noch ins Tal und ein prächtiger 12-ender schreitet in etwa 200 Meter Entfernung vor uns über die Wiese.
Auch wenn ich die Hirsche nicht im Tal angetroffen habe und die meisten Fotos mit 400 Metern Abstand entstanden waren die zwei Aufenthalte im Justital sehr eindrücklich.
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