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AutorenbildAisen

Meine Canon R5 Mark II mag keine Kälte....

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Vorgeschichte

Am 28. Dezember lag hier in den Jurahöhen oberhalb 600 Metern Schnee und ich wollte am Waldrand bei Sonnenaufgang Füchse beobachten. Oder es zumindest versuchen. Um sechs Uhr in der Früh wird der Rucksack mit der Ausrüstung gepackt, ins Auto gewuchtet und es geht den Berg hoch. Vom Parkplatz auf der Höhe ist es dann noch eine halbe Stunde zum Laufen.


Eine Stunde vor Sonnenaufgang war ich eingerichtet mit R5 und EF 300/2.8 sowie R5 Mark II und EF 600/4. In der R5 war ein LP-E6NH und in der R5II ein LP-E6P drin, beide waren zu einhundert Prozent geladen.

Canon EOS R5 Mark II auf dem Stativ

Bisher hatte ich noch nie einen Gedanken daran verschwendet, ob bei solchen Situationen die Kamera funktioniert oder nicht. Ob Startrails in den Bergen oder Wildaufnahmen wie Birkhühner bei der Balz oder Füchse bei der Jagd im Schnee, das Canon-Equipment lief bisher ohne Probleme ein bis drei Stunden bei Temperaturen unter Null. Es ist wichtig, das ich mich auf das Equipment verlassen kann.

Temperatur um 08:15 gemäss Wetterapp, diese zeigt eher leicht wärmer an

Es ist mir klar, dass der Akku bei solchen Situationen weit weniger lang hält und maximal die Hälfte der Laufzeit erreicht wie bei Zimmertemperaturen, aber für eine Stunde Startrails plus einrichten der Kamera auf die Sterne hat es bisher immer ohne Probleme gereicht. Die Reserveakkus habe ich üblicherweise in der Brusttasche des Faserpelzes unter der Jacke.


Der Ausfall

An dem Morgen um sieben Uhr lag die Temperatur bei -3° Celsius. Bereits nach 30 Minuten auf dem Stativ hat die Canon R5mk2 den Geist aufgegeben. In der ganzen Zeit habe ich ein Foto geschossen. Demgegenüber hat die Canon EOS R5 2.5 Stunden durchgehalten, bis es mir zu kalt wurde.


Akku leer

Ich habe, nachdem die R5mk2 den leeren Akku anzeigte, bei den beiden Kameras die Objektive (falls einer der Bildstabilisatoren zuviel Strom zieht) und die Akkus getauscht. Die R5 Mark II blieb dunkel, die alte R5 lief jedoch mit dem Akku aus der R5 Mark II. Auch mit einem handwarmen "neuen" LP-E6P Akku aus der Brusttasche war nur ein Bild mit der R5 mkII möglich.


Ich fotografiere über 42 Jahren und es ist dies die erste Kamera, welche bei tiefen Temperaturen muckt. Ein Reklamieren bei Canon dürfte nichts bringen, schliesslich ist in den Spezifikationen ein Bereich von "ca. 0 – 40 °C, max. 85 % rel. Luftfeuchtigkeit" angegeben. Auch bei der Konkurrenz steht nichts anderes drin. Nikon schreibt zur Z8: "Betriebsbedingungen: Temperatur: 0 °C bis +40 °C"


Wenn sie bei -5° funktioniert ist es toll, aber nicht vom Hersteller versprochen. Ich finde, die R5 Mark II ist insgesamt eher ein Rückschritt gegenüber dem vier Jahre älteren Vorgänger, zumindest was den Teil fürs Fotografieren angeht.


Achja, zwei Füchse habe ich an dem Morgen gesehen, es war aber leider noch zu dunkel um zu fotografieren.



Kameratemperatur

Beim Befassen mit der Sache macht mich jemand darauf aufmerksam, dass die Kameratemperatur aus den Metadaten des Bildes ausgelesen werden kann.


Also ran an den Rechner und die Software EXIFTOOL herunter geladen und installiert. Unter all den hunderten von Informationen findet sich "Camera Temperature".

EXIF eines der Bilder mit der alten R5

Leider habe ich nur ein Bild mit der R5 Mark II gemacht, aus welchem ich die EXIF-Daten ziehen kann.


Die beiden Kameras und der Rucksack waren über Nacht an einem Ort, welcher 15° hat. Im Auto war der Rucksack vielleicht während einer halben Stunde im zehn Grad warmen Kofferraum, bevor der Rucksack um 06:30 an die frische Luft kam.

Um 07:20 zeigen die EXIF-Daten für die R5mk2 eine Temperatur von 8°C, also eigentlich einen Wert, bei welchem die Abschaltung noch weit weg sein müsste. Die Canon EOS R5 hat um 07:55 deren 9°C.


Ich frage mich was passiert, wenn ich "Autom.Absch.Temp." von Standard auf Hoch stelle, ob die Kamera dann auch tiefe Temperaturen besser verträgt?


Die hohen Temperaturen im Innern der Kamera merkt sie über einen Sensor, die tiefen Temperaturen weil bei dem Akku die Spannung zusammen bricht. Beides sind Messwerte, welche eine Software interpretiert. Vermutlich hat Canon in der Firmware die Temperaturen zu eng eingestellt oder es gibt eine unglückliche Verknüpfung zwischen zwei Parametern. Das Problem mit den zu hohen Temperaturen haben sie mit dem zusätzlichen Punkt im Menu gelöst, ich hoffe dies geschieht auch bei der Interpretation der zu tiefen Temperaturen über ein Firmware-Update.



Das Netz sagt...

Bei Recherchen im Netz stosse ich vor allem in >amerikanischen< Foren auf Berichte, welche dasselbe Phänomen beschreiben, wie ich es gerade erlebte. Es scheint kein Einzelfall zu sein, das die Canon R5 Mark II um die 0° aussteigt. Es scheinen aber auch nur einzelne Kameras betroffen zu sein, die meisten melden das ihre Kamera bis -18°C funktioniert. Anscheinend soll die Kamera wieder zum Leben erweckt werden, wenn man den Akku rausnimmt und wieder reinschiebt. Dies hat zumindest bei meiner Kamera nicht geholfen.



Info Akkuladung

Bei dem ganzen Drama spielt der kleinste Darsteller die Hauptrolle: Der Akku. Im Menu mit dem Schraubenschlüssel ist der Punkt "Info Akkuladung" versteckt. Der Punkt zeigt folgendes:

Bild aus der Canon R5-Bedienungsanleitung

Der Punkt (1) zeigt die Position des Akkus in der Kamera. Ich hoffe, jeder weiss wo sich dieser versteckt hält. Der Menüpunkt macht vermutlich bei einem Batteriegriff mit zwei Akkus Sinn. Der Punkt (2) zeigt die Modellbezeichnung des Akkus. Unter (3) wird der Akkustand angezeigt. (4) sind die Anzahl der Bilder, die mit dem aktuellen Akku aufgenommen wurden und bei (5) steht die Aufladeleistung des Akkus in drei Stufen.


Ich vermute, jedem ist Punkt 1 bis 4 klar, doch was will uns (5) mitteilen?


Wenn 3 Striche in grün dastehen, so ist die Aufladeleistung, sprich die Qualität, des Akkus gut. Wenn 2 in grün dastehen, so ist die Qualität des Akkus leicht beeinträchtigt. Wenn 1 in rot steht, so wird gemäss Canon der Kauf eines neuen Akkus empfohlen.


Gemäss Canon müsste ich zwei meiner sechs LP-E6NH-Akkus austauschen. Bisher habe ich noch nie bemerkt, das eine meiner Kameras weniger Bilder damit macht wie mit den Grünen.


ACHTUNG: Die Akkus werden nach Alter eingeteilt. Zwei meiner Akkus sind von 2024, die haben 3 Striche. Zwei Akkus sind von 2022, diese haben zwei Striche und die Zwei mit einem roten Strich sind aus 2020. Die Anzeige ist also witzlos und zeigt absolut nicht den elektrischen Zustand der Zellen. Canon würde lieber das Baujahr an dieser Stelle einblenden.



Kein Problem beim Tragen in der Kameratasche

Ich habe noch an demselben Abend die Firmware auf 1.0.2 upgedatet und den Menüpunkt "Autom.Absch.Temp" auf Hoch gestellt. Daneben habe ich den Sucher unter "Display-Bildr. einst" auf flüssig gestellt. Den "Stromsparmodus-Sucher aus" habe ich deaktiviert, er war vorher auf 3 Minuten eingestellt. Nun sind die Einstellungen dieselben wie bei der alten R5.


Am Sylvester Morgen war schönstes Wetter bei -4°C. Ich habe die Canon EOS R5 Mark 2 in eine Fototasche von Olympus gesteckt und bereits eine halbe Stunde vor Abmarsch draussen in die Kälte gestellt. Die Kapazität des LP-E6P Akku war vor dem Rausstellen in die Kälte bei 69% und die Kameratemperatur bei 19°C. Nach einer halben Stunde in der Kälte, aber in der Tasche, war die Kameratemperatur erst bei 15°C.

Nach 58 Aufnahmen und 1.5h Wandern bei maximal -2°C war die Temperatur in der Tasche bei 3.3°C, die Kameratemperatur bei 12°C und die Kapazität auf 46%. Nach einer Stunde im Haus hatte die Kamera oder besser deren Akku wieder 52% erreicht.


Während den ganzen 2 Stunden an der frischen Luft ging die Temperatur in der Messangertasche nie unter 3.3°C und die Kameratemperatur nie unter 12°C. Im Rucksack oder Fototasche sollte die R5mk2 daher im Winter keine Probleme bei Wanderungen oder Landschaftsfotos machen.



2.Januar 2025: Es wird plötzlich 32 Grad warm

Heute war es leider nicht so kalt, es war 3°C. Es ging trotzdem hoch an den Waldrand, die R5 Mark II auf das Stativ und Warten. Die R5 Mark II hat durchgehalten. Mit dem Wissen um die Temperatur in den Metadaten löste ich das eine oder andere Mal aus. Ein paar Erkenntnisse konnte ich daraus folgern:

Zeit

R5mkII Kam.Temp

R5mkII Auslösungen

R5 Kam.Temp.

R5 Auslösungen

06:03

21°C

1 (Akku 100%)



07:02

17 °C

2

13 °C

1

07:21

11 °C

3

12 °C

2

07:47

8 °C

5

12 °C

4

08:06

9 °C

8

20 °C

7

08:10

 23 °C

10



08:11

23 °C

12



08:19

32 °C

13 (Akku 97%)



08:41



10 °C

10

Die R5 Mark II verliert schneller Wärme wie die R5, zwischen 07:21 und 07:47 bei gleicher Anfangstemperatur sind es doch 3°C mehr.


Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgangen sein, das um 8:10 die Kameratemperatur der R5 Mark II von 9°C plötzlich auf 23°C und um 8:19 gar auf 32°C hoch geht.


?


Ab 7:45 wird es langsam hell und man kann durch den Sucher etwas erkennen. Der Sonnenaufgang ist um 8 Uhr 15, wobei heute war es bedeckt und so richtig hell wird es nicht.


Um kurz nach acht Uhr erschien auf der anderen Seite des Waldrandes ein Reh. Bis dahin war die R5 auf dem Stativ mit dem 300/2.8, danach wechselte ich sie mit der R5mkII mit dem 600/4 aus. Ich habe das Tier durch den Sucher verfolgt und ab und an ausgelöst. Der Sensor scheint die Kamera ziemlich aufzuheizen. Wenn also jemand während 2 Stunden ansitzen den Sucher an hat und immer wieder durchschaut, dann dürfte die Kam auch nicht zu kalt bekommen.




3.Januar 2025: Und sie kann doch kalt


Ich war heute nochmals bei -3°C draussen.


Das Fazit zuerst: Die R5 Mark II hat 2.5h gehalten und am Schluss hatte der Akku noch 24% Kapazität nach 108 Auslösungen. Nach einer Stunde im Warmen ist er wieder auf 30%.

Brennender Himmel auf dem Rückweg zum Auto

Ich habe explizit nur die Canon EOS R5 Mark II genutzt. Die Kamera lief die 2.5 Stunden bis auf zweimal kurz Ausschalten wegen Demontage vom Stativ und Objektivwechsel immer durch.


Um sieben Uhr habe ich die Kamera auf das Stativ gestellt, eingeschalten und das erste Foto gemacht. Danach habe ich etwas Zeit gebraucht um die R5 als Remotekamera aufzustellen und während dieser Zeit war die R5 Mark 2 im Standby. Um die Temperatur auslesen zu können, habe ich ab und an ein Foto geschossen. Weiter habe ich die Kamera mit dem EF 600mm als Tele verwendet, um Tiere am anderen Waldrand zu suchen.


Kurz vor neun Uhr habe ich das Stativ und die Remotekamera eingepackt und die R5 Mark 2 mit dem 600er umgehängt. Auf dem Rückweg hat der Himmel am Horizont gebrannt, da habe ich das 600er gegen das RF 70-200 f/4 L IS gewechselt. Zurück beim Auto kam die Kamera in den kalten Kofferraum. Das Thermometer vom Auto zeigt noch immer -3°C an. Bei der Rückfahrt sehe ich noch ein paar Rehe am Waldrand, parkiere und schiesse ein paar Bilder.

Reh am Waldrand auf dem Rückweg
Rehe am Waldrand auf dem Rückweg

Zeit

R5II Auslösungen

R5II Kam.temp.

R5 Remote mit CamRanger - Anz. Auslösungen

R5 Kam.temp

06:56

1

19°C

1

17°C

07:11

3

10°C

9

19°C

07:26

9

9°C

15

16°C

07:43

15

8°C

19

26°C

08:01

20

16°C

27

28°C

08:26

24

11°C

32

43°C (Livebild übertragen)

08:40

26

13°C

36

44°C

08:54

57 (brennender Himmel)

15°C

40

23°C

09:03

75

17°C



09:45

83

5°C (nach Kofferraum)



09:46

108

10°C




Entweder hat das Update auf 1.0.2 sowie die Einstellungen des Suchers etwas gebracht oder die Kameratemperatur sagt wirklich nicht viel über die Wintertauglichkeit aus. Aber 30 Minuten im kalten Kofferraum reichen aus, um die Kameratemperatur von 17 auf 5 Grad zu bringen, wahrscheinlich wäre es nicht mehr lange gegangen und sie hätte wieder die Fehlermeldung des leeren Akkus angezeigt.


Während ich bei der R5 keine Bedenken habe, sie bei tiefen Temperaturen zu nutzen, so bleibt bei der R5mk2 ein etwas mulmiges Gefühl. Aber ich denke, mit den kommenden FW-Updates sollte dies Problem zu beheben sein.



4.Januar 2025: Das Vertrauen kehrt zurück


Heute bin ich um 6:30 zu Fuss mit Rucksack, R5mk2, 600er und Einbein los. Eine Stunde später kam die Kamera auf das Einbein und blieb an bis 09:30. Dies bei -8 Grad. Einmal nach 1.5h den Akku wechseln, normale rote Anzeige unten rechts und 4 Striche beim Eingesetzten. So wie es sein soll. Keine Fehlermeldungen und kein Blackout. Es gab auch genug zum Verfolgen, die Kamera kam nie zur Ruhe, insgesamt 12 Füchse waren auf dem Feld. Und jeder erwischte eine Maus im Schnee.



Mit Frühstück


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