Seit 2004 bin ich in diversen Fotoforen unterwegs. Die allgemeinen Aktivitäten in diesen Foren hatten zwischen 2009 und 2014 ihren gefühlten Höhepunkt, seither verlagert sich das Interesse der Fotointeressierten hin zu Insta, TikTok, Youtube und sonstigen Social-Media-Kanälen. Und seit natürlich dem Aufkommen der Smartphones werden auch weniger Kameras verkauft . Folgende Grafik von der Seite 'statistica.com' zeigt dies eindrücklich:
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Heute gibt es nicht mehr viele aktive Fotoforen. In Foren, wo ein moderater Umgangston gepflegt wird, ist das Durchschnittsalter der Forenten häufig über fünfzig.
Apropos Ente, die Zahlen im nachfolgenden Text sind nicht recherchiert, sondern aus der Erinnerung abgerufen und spiegeln die Empfindungen zum jeweiligen Thema wieder. Sie können also von der Realität abweichen, was aber heutzutage im Netz ja eher üblich wie die Ausnahme ist. Früher wurde dies mit (NT) oder (n.t.) gekennzeichnet, was als der Ursprung des Begriffes der Zeitungsente gilt. NT heisst 'not testified' und bezeichnet Artikel, deren Quelle und Herkunft unklar und nicht überprüft ist. Was heute ja allgemein der Fall ist.
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Als ich 1982 mit der Fotografie anfing, konnte ich mir als Lehrling gerade mal eine Cosina CT-1 leisten. Ich war zweimal pro Monat im Labor, um Vergrösserungen von s/w-Filmen zu machen. Ein halbes Fach im Kühlschrank war voll mit Filmen und Fotopapier.
Man hat mit Gleichgesinnten jeglichen Alters über Chemie, Papier und Film fachgesimpelt und je nach Marke hat man sich in einem der fünf Fachgeschäfte in der Innenstadt getroffen. Oder auf Reisen wurde man wegen der Marke angesprochen, da derjenige dieselbe hat. Es geschah noch alles in der Realität, physisch vor Ort.
Seine Marke war die Beste und die anderen waren Schrott. Darüber konnte man stundenlang diskutieren. Vielfach war uns auch nicht bewusst, dass unter unterschiedlichen Hauben dieselbe Technik sitzt. Nikon und Pentax zum Beispiel waren damals unter Mitsubishi zusammen geführt und die Entwicklung war gemeinsam. Auch obige Cosina gab es unter anderen Müttern, unter anderem als Nikon FE10, FM10, Olympus OM2000 und Canon T60.
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Hatte ich damals ein Problem mit einer Kamera oder einem Objektiv, so habe ich Pentax direkt angerufen und kannte den dortigen Techniker mit Namen. Und er mich. Eine Kamera war ein mechanisches Wunderwerk (Pentax LX) oder ein Traktor (Pentax MX). Mit der Pentax SFX hatte ich erstmals eine Kamera mit Autofokus.
Gefühlt gab es über ein Dutzend 'wichtiger' Kameramarken und sie wurden über Sprüche wie 'Kuck mal, Konica!' oder 'Share your passion' in Printmedien beworben. Der Kiosk war übervoll von deutsch- und englischsprachigen Fotomagazinen, einige davon recht hochwertig und in Grossformat produziert.
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Noch im 2000 liess ich mich zu der Aussage verleiten, dass es noch ewig geht, bis die digitalen Kameras so gut sind wie die Analogen.
Was kümmert mich das Geschwätz von gestern, auf einmal ging es schnell.
Ich habe immer darauf gewartet, das Pentax einmal etwas neueres wie die 1991 vorgestellte Z1 bringen würde. Es sollte 2015 werden, bis Pentax ihre erste digitale Spiegelreflex im Kleinbildformat vorstellte. Irgendwann im 2004 kam ein digitaler Apparat in Form der Canon 20D ins Haus. 2005 stellte Canon die erste zahlbare digitale Kleinbild-Spiegelreflex in Form der Canon EOS 5D vor.
Zu der Zeit gab es noch 4 Händler in der Innenstadt. Man traf sich physisch in Gruppen und Jahrestreffen, um die neusten Fotos und Erfahrungen auszutauschen. Man kannte den Techniker für CPS persönlich in Urdorf. Es gab noch gefühlt etwas mehr wie ein halbes dutzend Kameramarken. Und um 2005 oder 2006 gabs ein geniales Medium mit Youtube, wo ein paar Kreative ihren Schwachsinn hochladen konnten. Fotoforen sprossen aus dem Internet und Fotomagazine waren omnipräsent. Jeden Monat gab es mindestens ein neues Kameramodell, welches darin analysiert wurde.
So um 2008 herum kommt der Videohype in die Fotokameras. Die Menüs werden immer komplizierter. LEICA steht wieder von den Toten auf und verkauft immer mehr Kameras, weil sie simpel gestrickt sind. Es gibt inzwischen noch ein halbes Dutzend Kameramarken und vielleicht noch 2 Händler in der Innenstadt. Foren haben Hochkonjunktur, man trifft sich noch immer in physischen Gruppen und tauscht sich aus. Canon Schweiz wird unpersönlicher (virtueller) und vergibt die Servicearbeiten an Drittfirmen. Ab nun ist das Lösen von Servicenummern und das Herumschlagen mit Call-Centern angesagt.
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Spätestens 2024 mit der Einführung der Canon EOS R5 Mark II wird Video wichtiger wie Fotografieren. Es werden keine separaten Modellinien für Video und Fotografieren mehr entwickelt. Alles ist eins. Man braucht schon fast ein IT-Abschluss, um die Dinger zu bedienen.
Werbung passiert nur noch via Schwachsinniger, welche ihren Content hochladen und dabei das blaue vom Himmel versprechen und negative Sachen unter den Teppich. Bei der neuen EOS R5 Mark II fallen mir da einige Schwachstellen ein.
Man trifft sich in Gruppen auf Social-Media, virtuell, dafür weltweit. Es gibt noch gefühlt vier Fotoforen rund um den Globus, welche den Namen verdienen. Und auf dem Systemkamera-Markt sind es inzwischen weniger wie ein halbes Dutzend relevanter Kameramarken (Sony, Canon, Nikon, Fuji, Panasonic). Nikon war einstmals Marktführer und ist bereits unter die 20% Marktanteil gerutscht. Olympus oder heute OM System ist praktisch nicht mehr existent. Fuji hat von Leica gelernt und versucht, einfachere Kameras zu konstruieren.
Ob es noch Fotomagazine als Print gibt? Keine Ahnung, vermutlich nicht. Achja, es hat noch zwei Fotoladen in der Innenstadt. Der eine hat fünf Kameramarken und der andere Leica. (Nachtrag: Eine Woche nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe ist auch der letzte Fotoladen in Basel pleite. Ausser den Leicashop, den gibt es noch)
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War es am Anfang noch ein Computer welcher die Kalkulation übernahm damit ich mich der Kreativität widmen kann (siehe Ad Spotmatic), so ist die Kamera mir inzwischen 'über' und 'geboren um zu herrschen' .
Die R5 Mark II wird meine letzte Kamera in der Art sein. Es sei denn, Canon schafft es, sich wieder aufs Fotografieren zu konzentrieren. Nikon macht mal einen Anfang mit der Zf, diese ist aber noch nicht ganz durchdacht. Aber die Hoffnung besteht, das mit jeder neuen Version WENIGER drin ist anstelle mehr. Mehr Kreativität anstelle Computer.
Was brauche ich mehr wie Zeit, Blende und ISO?
2030 werden wieder Fotografen für die Entwicklung der Kameras zuständig sein und dem Marketing vorgeben, was es bewerben soll. Neue Kameras werden alle 6 Jahre erneuert. Es gibt keinen lokalen Fotohändler mehr, ausser den Leica-Laden. Der andere Fotoladen ist ein Museum geworden, welcher Touristen aus Asien anlockt. Es gibt nur noch ein Forum und man trifft sich physisch in Gruppen. Da das Durschnittsalter über 70 ist, werden diese in Seniorenzentren abgehalten.
Der Fotograf ist wieder Herrscher über die Kamera.
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