Das Anfangs 2023 erschienene Canon RF 135mm F1.8 L IS USM im Vergleich zum 1972er Pentax Asahi Super-Multi-Coated Takumar 135mm f/2.5.
Warum der Vergleich? Weil ich grad Lust dazu hatte und seit wenigen Tagen Besitzer eines RF 135mm F1.8 L IS USM bin.
Das RF 135mm rauf auf die Canon EOS R6 Mark II und das Takumar an die Sony A7R II mittels Sigma MC-11 und M42-EF Adapter und raus in das dezemberliche Schmuddelwetter.
Es ist kein Testbericht oder Review, sondern es soll den Fingerabdruck der Objektive zeigen, den sie an dem Licht hinterlassen, welches durch sie hindurch geht.
Auf Portraits verzichte ich, diejenigen welche mir in dieser Zeit vor die Linse gelaufen sind habe ich nicht gefragt, ob sie sich im Internet finden wollen.
Ein Muss für jeden Objektivhersteller ist es, ein gutes und lichtstarkes 135mm als Portrait- und Sportobjektiv im Angebot zu haben.
Bei Portraits ist die Brennweite eher bei Anlässen im Freien oder grossen Hallen geeignet, wenn es enger wird sind eher Brennweiten um die 85 Millimeter gefragt.
Diese Aussagen sind natürlich immer auf den Kleinbildsensor bezogen.
Pentax Asahi Super-Multi-Coated Takumar 135mm f/2.5
Das erste mir bekannte 3.5/135mm von Asahi ist die Variante mit M37-Gewinde von 1953, welche 1957 durch die M42-Variante abgelöst wurde. 1953 rechneten noch nicht Computer über Nacht das optimale Design aus, sondern Designer schauten voneinander die besten Designs ab und entwickelten diese weiter.
Ist beim 85er Takumar klar, welches Objektiv Pate stand, so ist dies beim 135er nicht überliefert. Was überliefert ist, wieso die 135 Millimeter Brennweite bereits in den Anfängen von Kleinbild Verwendung fand. Bei den 9x12cm Grossbildkameras entsprechen die 135mm dem Normalobjektiv (50mm bei Kleinbild), und so wurden diese Objektive auf Kleinbildkameras mit Bajonett adaptiert. Da das Grossformat nicht dieselbe Auflösung des Objektives brauchte wie Kleinbild, entwickelte Carl Zeiss Jena 1929 das Sonnar 4/13.5cm mit höherer Auflösung für den kleineren Film. Diese Berechnung war das Urobjektiv für viele nachfolgende 135er.
Doch zurück zum Takumar. 1965 erschienen die ersten 135er mit der Lichtstärke von 2.5, wovon es schlussendlich drei Varianten gab. 1971 erhielt das 2.5/135mm die Mehrfachvergütung, war aber wie die erste Variante mit 5 Linsen in 4 Gruppen aufgebaut. Die dritte und letzte Variante mit M42-Gewinde hatte 6 Linsen in 6 Gruppen und ist baugleich mit der für das K-Bajonett.
Die M37-Variante hatte noch 16 Blendenlamellen, die erste und Zweite Version der M42er deren 6 und die hier verwendete neuste Version deren 8. Von dieser wurden rund 57'000 Exemplare gebaut, von den Vorgängern insgesamt rund 70'000.
Dem >Erfahrungsbericht von mir aus dem Jahre 2013< wollte ich eigentlich noch einen über den lichtschwächeren Vorgänger zum Takumar 2.5/135mm bringen, aber das S-M-C-Objektiv ist so gut, dass ich das lichtschwächere Objektiv zuwenig benutze um darüber etwas zu schreiben.
Das Takumar 2.5/135mm S-M-C ist eines der besten Objektive in der Asahi Pentax-Produktlinie. Farbwiedergabe, Schärfe und Bokeh sind einfach ausgezeichnet.
Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
Das EF 135mm F2 L USM wird nun nach 27 Jahren durch das RF 135mm ersetzt.
Ich hatte lange Zeit das EF-Objektiv, man hat ihm aber damals schon etwas sein Alter angemerkt, speziell der Autofokus war bei Sportaufnahmen in der Halle etwas zu langsam.
Das 135mm ist massiv und wenn die Sonnenblende angesetzt ist noch viel mehr. Dagegen ist das Takumar ein Winzling. Mit angesetzter Sonnenblende hat das RF 135 an der R6 keinen Platz in meiner Messanger-Fototasche, sie muss umgedreht auf das Objektiv platziert werden.
Wenn der Platz knapp ist, die Sonnenblende des RF 24-70/2.8 L IS (EW-88E) passt auch auf das 135er.
Bei dem Rumprobieren fällt die Naheinstellgrenze von 70 Zentimeter relativ rasch positiv auf, speziell wenn man das Vergleichsfoto mit dem Takumar nachstellen will und doch ein ganzes Stück zurück muss. (Naheinstellgrenze Takumar ist 1.5 Meter)
Was auch auffällt ist, dass die Brennweite des Takumar leicht weiter ist wie die des Canon, Objekte werden im Sucher leicht grösser abgebildet.
Bedienung
Die manuelle Fokussierung des RF 135 geschieht mittels "focus-by-wire", man mag es oder eben nicht. Das Objektiv ist wetterfest, wobei ich bisher auch mit "normalen" Objektiven noch nie Probleme damit hatte bei Nieselregen oder Schneefall ein Foto zu schiessen. Auf den Steuerungsring habe ich die Blende gelegt. Der Steuerungsring klickt beim Drehen. Auf dem Tubus hat es noch zwei Tasten, welche mit Funktion wie "AF Augenerkennung" belegt werden können ich aber im Moment noch nicht belegt habe. Der Tubus fährt dank der Innenfokussierung beim Scharfstellen nicht aus.
Schärfe, Offenblende, CAs und Bokeh
Hier ein Bild mit dunklem Objekt vor hellem Hintergrund. Viele der alten Objektive zeigen hier bei Offenblende einen extremen violetten Saum an den hell/dunkel-Kanten, bei dem Takumar 2.5/135 S-M-C bei Blende 2.5 ist dies sichtbar und ab Blende 4 verschwindet er.
Bei dem RF 135 sind keine violetten Farbsäume zu sehen. Hier nochmals die Kante in 300% Vergrösserung. Leider könnte die Schärfe des Bildes bei besser sein, dies ist der etwas langsamen Belichtungszeit geschuldet.
Das Bokeh bei Offenblende ist erstaunlich ähnlich wenn nicht gleich bei den beiden Objektiven.
Wenn man reinzoomt, ist das Takumar bei Offenblende etwas weich und Abblenden auf 2.8 steigert die Schärfe, wobei die Offenblende bereits sehr gut ist. Das RF ist bereits bei Offenblende sehr scharf.
Hier nochmals ein paar Bilder zum Bokeh.
Flares, Ghosts und Blendensterne
Das RF 135mm 1.8 L USM zeigt bei dem untenstehenden Bild im Sucher starke Flares, auf der Aufnahme sind sie zum Glück nicht in demselben Ausmass zu finden wie im Sucher. Das nachfolgende Bild ist das einzige Sujet, welches schlussendlich die Glühbirnen auch auf der Aufnahme sichtbare grüne Flecken hinterlassen haben. (Vergrössern durch Anklicken)
Dies war die einzige Aufnahmen mit Flares des RF 135er auf. Beide Objektive zeigen keine Geisterbilder. Selbst bei den nahen Aufnahmen der Kerzen gab es keine Flares und Ghosts.
Auch bei den folgenden Bildern sind keine Geisterbilder und Flares zu sehen.
Blendensterne sind bei einer Portraitlinse keine Eigenschaft, welche für mich sehr wichtig ist, fotografiere ich doch vor allem zwischen Offenblende und 2.8. Aus dem Grund habe ich nicht explizit danach gesucht, allerdings mit den heutigen Bildstabilisatoren in Kamera und Objektiv kann auch in Innenräumen abgeblendet werden.
Da das Takumar nur 8 Lamellen hat, sind Sterne mit 8 Strahlen zu erwarten. Das RF 135 hat deren 9 und es sind daher Sternen mit 18 Strahlen zu erwarten. Die Blendensterne des Takumars sind nicht der Erwähnung wert, die des Canon sind sehr ansprechend.
Beide sind sehr gut optimiert, zumindest vom Takumar mit seinen 51 Jahren wäre dies so nicht zu erwarten gewesen. Was im Vergleichsbild mit dem Takumar 135mm f/2.5 gut sichtbar ist, dass dieses den Kontrast bei Gegenlicht etwas verliert und leicht überstrahlt. Das RF 135mm 1.8 bleibt kontrastreich und die Farben gesättigt und ist überstrahlungsresistent.
Fazit
Das RF 135mm f/1.8 L IS USM ist ein Top-Objektiv zu einem saftigen Preis und mit heftigem Volumen. Aber eigentlich wenn man es mit dem Takumar vergleicht hat sich in den letzten 52 Jahren nicht viel bewegt, oder? Oder umgekehrt, das Takumar war zur damaligen Zeit verdammt gut.
Einen riesen Fortschritt hat es in den violetten Farbsäumen gegeben. Der Kontrast, die Brillianz und die lebhaften Farben des Canon sind fabelhaft selbst bei Gegenlicht und die Schärfe bei Offenblende ist exzellent.
Bei vielen Tests und Reviews im Netz wird erklärt, das für die hohe Lichtstärke und umfassenden Korrekturen eine Menge Glas erforderlich sei, im Falle des RF sind dies 17 Linsen in 12 Gruppen, das Takumar hat 6 Linsen.
Trotz des Gewichtes und der Anzahl Linsen ist es erstaunlich, wie schnell der Autofokus des Canon reagiert.
Die Naheinstellgrenze des Canon mit 70 Zentimetern ist hilfreich und ersetzt ab und an das Makro beim Aufnehmen von Gegenständen und Blumen. Das Takumar ist mit seinen 150cm nicht sehr berauschend.
Mit dem Canon RF 135 f/1.8 L USM macht man nichts falsch, es ist optisch perfekt und hat Charakter, einzig der offizielle Verkaufspreis dürfte der weiten Verbreitung im Wege stehen.
TECHNISCHE DATEN DER VERWENDETEN OBJEKTIVE:
Pentax Asahi Super-Multi-Coated Takumar 135mm f/2.5
Baujahr 1973
Konstruktion: 6 Elemente in 6 Gruppen
Blendenlamellen: 8
Bildwinkel Vollformat / APSC: 18° / 12°
Blendenbereich: f/2.5 bis f/22
Distanzskala: 1.5m bis unendlich
Gewicht: 470g
Maximale Vergrösserung: 1:9
Abmessungen: D 66mm, L 81mm, Filter 58mm
Sonnenblende Metall
Canon RF 135mm F1.8 L IS USM
Baujahr 2023
Konstruktion: 17 Elemente in 12 Gruppen
Blendenlamellen: 9
IS bis zu 5.5 Belichtungsstufen
Blendenbereich: f/1.8 bis f/22
Naheinstellgrenze: 0.7m
Gewicht: 935g
Abmessungen: D 89.2mm, L 130.3mm, Filter 82mm
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